Heute ist es Zeit, mal Abbitte zu leisten. Zum Beispiel bei unseren Amerikanischen Freunden. Ja, ich gebe es zu, auch ich gehörte zu denen, die den Irakkrieg aufs tiefste verurteilt haben. Völlig zu Unrecht, wie sich jetzt herausstellt. Schließlich könnten wir Deutschen jetzt auch zu den Gewinnern zählen, die dem Irakischen Volk die Freiheit geschenkt haben, wenn wir uns nicht so kleinkariert angestellt hätten. Und sei es nur die Freiheit, jetzt mal hemmungslos alles zu plündern, was einem zwischen die Finger kommt. Aber auch das sollte man nicht so negativ sehen – im Gegensatz zum zweiten Weltkrieg ist in Bagdad wenigsten noch was zum Plündern übrig. Da haben die Alliierten in den letzten 55 Jahren schwer dazu gelernt.

Überhaupt – diesem Krieg gehört der Persil- Preis des Meister Proper Ordens für porentiefe Reinheit zugesprochen. Da fallen den Irakern zigtausend Kilo Bomben auf die Rübe und es gibt trotzdem kaum Opfer. Also, zumindest keine Opfer, von denen wir jetzt direkt was wüssten. Oder wissen wollen. Schon toll, wie sich alle Experten wunderten, wohin den die republikanischen Garden so plötzlich aus der Hauptstadt verschwunden waren. Und keiner auf die Idee kam, die könnten eventuell dem Dauerbombardement zum Opfer gefallen sein. Oder vor lauter Lachen über die putzigen Statements des Irakischen "Informationsministers" geplatzt sind.

Und das trotz dieser fleißigen und ab-so-lut unabhängigen Presseberichterstattern, die sich völlig begeistert gemeinsam mit den Soldaten den Schlachtenwind um die Nase wehen lassen. Immer männlich- herb die Schnauze im Dreck, stets korrekt mit Stahlhelm und kugelsicherer Weste gekleidet, damit aus „embaded“ nicht plötzlich „gedeaded“ wird. Wobei man bei einigen dieser Journalisten durchaus den Eindruck gewinnen kann, das so eine Kugel im Kopf schon eine deutliche Verbesserung deren mentalen Umfelds wäre.

Dabei brachten uns diese Chronisten 24 Stunden rund um die Uhr live auf unsere Bildschirme, wie die Verbündeten dem Wort „Blitzkrieg“ eine völlig neue Bedeutung gegeben haben. Und das, obwohl wir als die bisherigen Könige dieser Disziplin ja diesmal gar nicht dabei waren. Nein wirklich, die Amis waren schneller in Bagdad als so mancher Frankfurter Bänker im Freitagabend- Feierabendverkehr in seiner Villa im  Hunsrück. Beindruckend!

Ok, das Kräfteverhältnis in diesem Krieg kann man nicht unbedingt als ausgeglichen bezeichnen. Das ist schon eher so, als würde mich in Haslach- Weingarten  ein Ureinwohner aus der Krozingerstraße mit dem Klappmesser angreifen, und ich halte dann mal sicherheitshalber mit meiner Stalinorgel drauf. Egal, was zählt ist das Resultat.

Ups – das war jetzt ja schon wieder kritisch. Dabei wollte ich mich doch entschuldigen!

Der Fairness halber aber auch bei der deutschen Friedensbewegung. War ich doch derjenige, der bis vor zwei Jahren noch behauptete, selbst wenn man Bremen mittels einer Atombombe ausradieren würde, könnte das keinen der Pollover-Selbststricker  mehr hinter dem Ofen hervorlocken! Ok, jetzt sagen Sie völlig zu Recht: „Wir reden ja auch vom Irak – für Bremen trifft das sicherlich weiterhin zu!“ Aber trotzdem waren das tolle Bilder. Da gehenganz  junge Menschen wieder aus eigenem Antrieb auf die Straße – und das, ohne das Schlussverkauf bei H+M ist. Und mehr als 10% der demonstrierenden Schüler wusste sogar, wie unser Bundeskanzler heißt. Gut, einiger erst im dritten Versuch, aber man kann in diesen Zeiten schon mal Gerhard Schröder mit Daniel Küblböck verwechseln. Egal, der gute Wille zählt! Fazit: Es muss nicht immer die Loveparade sein, um in diesen Zeiten Spaß zu haben!

Bleibt die Frage, wie geht es weiter im Irak? Welche Rolle bekommen Kofi Anan und die Uno? Wenn es nach George W. Bush geht, keine große. Schließlich denkt sich Bush in der ihm eigenen Logik: „Was brauche ich Goofy, wenn ich einen Donald habe und dabei selbst die größte, lebende Micky Maus bin?“

Oh, nein, Mr. Präsident, das wollte ich nicht! Ehrlich! Das ist mir so rausgerutscht!

Entschuldigung!