Ausgerechnet Rudi ! Ausgerechnet der ! Ein Mann, dem man eine heiße Liebesaffäre ungefähr genauso zutraut wie dem Papst den regelmäßigen Gang zur Samenbank. Scharping, der Inbegriff der Langeweile, die Neuendeckung der Langsamkeit. Ein Sexsymbol, ähnlich wie Schiesser Feinrippunterwäsche, die vom Waschen leicht grau verfärbt ist. 

Ausgerechnet Rudi, der Verlierer. Notnagel als Kanzlerkandidat, Kanonenfutter für den Dicken aus Oggersheim. Danach von Oskar Lafontaine im Handstreich entmachtet und von Gerhard Schröder zum Verteidigungsminister wegbefördert. 

Dort tut Rudolf Scharping nun seine Pflicht, kämpft mit leeren Kassen und veraltetem Material, auf dem teilweise scheinbar nur das Hakenkreuz weggekratzt worden ist, gegen zerfallende Kasernen und - stärker noch - gegen die schwindende Moral von Soldaten, die im dem Bewusstsein ihren Dienst leisten, von der Öffentlichkeit bestenfalls belächelt zu werden. Bestenfalls. Kein leichter Job für den Herrn Minister.

Und ausgerechnet dieser Scharping findet privat nun sein Glück ! Planscht ausgelassen mit seiner Gräfin im Swimmingpool auf Mallorca ! Im Urlaub, so wie sicherlich Tausende andere, frischverliebte Paare auch. Nur sind die nicht auf dem Titel von Bunte und Spiegel.

   

Gut, ich gebe zu, ich habe auch mein Problem mit Alterssex. Aber Rudi in Badehose kann sich doch durchaus sehen lassen, von der Gräfin Pilati mal ganz zu schweigen ! Bei Kohl am Wolfgangssee packte einem doch schon eher das Grauen ! Also, wo liegt das Problem ?

Wahrscheinlich, wie immer, in den Köpfen anderer !

Guido Westerwelle zum Beispiel. Ein "Mann", bei dem man nie so ganz sicher ist: FDP oder CSD ? Ok, nach außen sexuelles Neutrum, aber seien wir doch mal ehrlich - Wer von uns hat noch nie gedacht: "Der Westerwelle, der ist doch sicherlich stockschwul !"

Natürlich kommen da Neidgefühle auf, wenn der Kollege Minister so offen sein Glück zeigt und man selbst offenbar verklemmter ist als jeder pubertierender BRAVO Leser. Selbst Schuld ! Wie das mit dem Outing funktioniert, hat Schwester Wowereit doch anschaulich demonstriert !

"Scharpings öffentliche „Schnäbeleien“ gefährdeten seine Autorität bei den Soldaten, die sich auf den gefährlichen Mazedonien-Einsatz vorbereiten." ätzt Scarface Westerwelle.
Zynischer geht es wohl kaum - ein Verteidigungsminister darf also nicht öffentlich Zärtlichkeiten austauschen, während er Soldaten in ein Krisengebiet aussendet ! 

Unglaublich, dass eine solche Doppelmoral in diesen Zeiten noch möglich ist ! Das ganze erinnert irgendwie an die Posse des angeblich schwulen General Kissling Anfang der '80er Jahre. "Make Love, not war !" - aber nicht mit Guido Saubermann !

Und sowieso: Ein Minister mit Privatleben - wo gibt's denn so was ? Deutsche Verteidigungsminister waren entweder schon fast scheintot wie Gerhard Stoltenberg, fielen höchstens mal fotogen auf die Fresse wie Volker Rühe oder waren noch langweiliger als Rudi ! Doch, ehrlich, das ging, der Mann hieß Rupert Scholz ! 

Ok, da gab es Franz-Josef Strauß (wie sagt der von mir hochgeschätzte Matthias Deutschmann immer so schön: "Ein sympathischer Krimineller !") der in den Puff ging und sich dummerweise erwischen ließ, aber F.J.S. hatte Zeit Lebens einen hohen Unterhaltungswert, das darf man deshalb nicht überbewerten !

Also: Setz den Stahlhelm auf, Rudi, und kämpfe ! Lass Dir von machtgeilen, verklemmten Neidhammeln und Journalisten, die mit Dir das Sommerloch stopfen, nicht Deine Liebe kaputt machen ! Und Dich zum Rücktritt zwingen ! 
Wer Krisen wie die in Mazedonien dazu benutzt, einen Menschen zwecks eigenem Vorteil in der Öffentlichkeit mit Dreck zu bewerfen, ist Abschaum und hat von wahrer Kameradenehre noch nie was gehört !